#wardanichtnochwas?

JA, da IST noch was und es ist kurz vor 12!

Erneut droht in Dresden ein innerstädtischer Ort für eine gemeinwohlorientierte Nutzung endgültig verloren zu gehen – und damit auch sein Potential, ein Möglichkeitsraum für die Stadt von morgen zu werden: Die ehemalige Robotron-Kantine [...] Gerade in unseren ungewissen Zeiten brauchen wir Orte, die in die Zukunft wirken. Wo die Stadtgesellschaft mitdenken kann an dem, wo es hingeht. Die Robotron-Kantine war auf dem besten Weg, solch ein Ort zu werden. Wie kann es sein, dass ein derart einmaliges Potential einfach so der Corona Krise geopfert wird?

-- Aus der Pressemitteilung zur Kampagne #wardanichtnnochwas --

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Was bisher geschah...

Der bereits beschlossene Kauf der ehemaligen Kantine steht wieder zur Diskussion und wir fragen uns: #wardanichtnochwas?

Nach der Fertigstellung des Robotron-Geländes im Jahr 1974 war die ehemalige Zentrale Betriebsgaststätte des Kombinats neben einer Kantine vor allem auch ein Ort für kulturelle Veranstaltungen und gesellschaftliches Zusammenkommen. Ein Nutzen, der nach 1990 weitergeführt wurde. Die Kantine wurde Tanzbar, Proberaum für die Semperoper, Theaterbühne, Filmkulisse und Yogastudio und so zu einem Ort gesellschaftlicher Teilhabe.
Ende 2016 kam es zu einem Eigentümer:innenwechsel. Seitdem steht das Gebäude leer.

Obschon das Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen dem Gebäude 2017 die Denkmalwürdigkeit absprach, entschied sich der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr für den vorläufigen Erhalt der ehemaligen Zentralen Betriebsgaststätte – dieser Prozess wurde maßgeblich durch die Bürger:inneninitiativen ostmodern.org und Industrie.Kultur.Ost angeschoben. Seitdem ist der Erhalt des Gebäudes Gegenstand öffentlichen Interesses.

Der Erhalt als Zeugnis ostdeutscher Architekturmoderne und Industriekultur und die Überführung in städtisches Eigentum wurde im Juli 2019 mit großer Mehrheit im Stadtrat beschlossen. Weiterhin wurde der Kauf sowie die Möglichkeit der kulturellen Nutzung zum Leitprojekt in der Bewerbung Dresdens als Kulturhauptstadt 2025. Für das Projekt Robotron fanden sich das Kunsthaus Dresden Städtische Galerie für Gegenwartskunst und das Open Future Lab als Symbiose aus Wissenschaft und Kreativwirtschaft zusammen. Dieser Zusammenschluss machte sich nachdrücklich für eine Öffnung und Nutzung des Gebäudes stark. In der Begründung der Experten-Jury zur Wahl der Europäischen Kulturhauptstadt fanden diese Bestrebungen eine lobende Erwähnung: als zukunftsweisendes Projekt, dessen Weiterführung empfohlen wird. Im gleichen Atemzug wurde das Scheitern der Dresdner Bewerbung um die Kulturhauptstadt verkündet. Das war im Dezember 2019. Danach wurde es vorerst sehr leise um die Robotron-Kantine. 

Vor der Sommerpause, am 16. Juli 2020, beschäftigte sich der Stadtrat Dresden mit der Frage, welche Projekte der Kulturhauptstadtbewerbung auch ohne den Titel und in Zeiten knapper werdender Kassen infolge der Corona-Pandemie fortgeführt werden sollen. Die Robotron-Kantine wurde darin zwar nicht gestrichen, aber ihr Schicksal auf die übernächsten Haushaltsverhandlungen für den Haushalt 2023/2024 verschoben.

Ob der Eigentümer, die Gerch Gruppe AG, so lange mit dem Verkauf wartet, ist fraglich. Ebenso wird die Verschlechterung des baulichen Zustands (durch Vandalismus und Leerstand) den immer wieder aufflammenden Ruf von Teilen der Öffentlichkeit, die Kantine abzureißen, erhöhen. Eine vage Zukunft für so viele angestoßene Prozesse und ausgegrabenes Potenzial. Wo finden all die begonnen Prozesse Platz, wenn dieser Raum für immer verschwindet?

 

Was wird aus der Robotron-Kantine in Dresden?
Ein Beitrag von MDR KULTUR